Imagery Rescripting – Neugestaltung belastender Erinnerungen

Übersicht

Was ist Imagery Rescripting?

Imagery Rescripting (IR) ist eine psychotherapeutische Technik, die darauf abzielt, belastende oder traumatische Erinnerungen durch imaginative Neugestaltung zu verändern. Die Methode wird häufig in der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) sowie in der Schematherapie eingesetzt.

Das Hauptziel von Imagery Rescripting besteht darin, die negativen emotionalen Auswirkungen von Erinnerungen zu reduzieren, indem neue, positivere Perspektiven geschaffen werden. Dabei wird die ursprüngliche Erinnerung nicht gelöscht, sondern umgestaltet, sodass sie weniger belastend ist.


Grundlegende Prinzipien von Imagery Rescripting

Imagery Rescripting basiert auf mehreren zentralen Prinzipien:

  1. Arbeit mit inneren Bildern: Erinnerungen werden oft in Form von mentalen Bildern gespeichert. Diese Bilder können durch Vorstellungskraft verändert werden.
  2. Emotionale Neugestaltung: Die Methode konzentriert sich auf die emotionale Wirkung der Erinnerungen und verändert deren Bedeutung.
  3. Integration von Selbsthilfe: Der Klient wird angeleitet, in der Vorstellung selbst einzugreifen und die Situation zu verbessern.
  4. Fokus auf das Hier und Jetzt: Ziel ist es, die emotionale Belastung zu reduzieren, die durch vergangene Erfahrungen im aktuellen Leben entsteht.
  5. Individualisierung: Die Methode wird an die spezifischen Bedürfnisse und Erlebnisse des Klienten angepasst.

Wie funktioniert Imagery Rescripting?

Imagery Rescripting erfolgt in einem therapeutischen Setting und folgt einem strukturierten Ablauf:

Identifikation belastender Erinnerungen:

  • Gemeinsam mit dem Therapeuten wählt der Klient eine belastende Erinnerung oder ein negatives Bild, das bearbeitet werden soll.
  • Typischerweise handelt es sich um Situationen, die mit Schuld, Scham, Angst oder Hilflosigkeit verbunden sind.

Wiedererleben der Situation:

  • Der Klient wird angeleitet, sich die belastende Situation in der Vorstellung erneut vorzustellen, um die damit verbundenen Emotionen und Gedanken zu aktivieren.
  • Der Therapeut sorgt für einen sicheren Rahmen, um Überforderung zu vermeiden.

Neugestaltung der Erinnerung:

  • Der Klient wird ermutigt, das Szenario in der Vorstellung zu verändern. Beispielsweise kann er sich vorstellen, dass eine schützende Person eingreift, oder er selbst handelt, um das Geschehen positiv zu beeinflussen.
  • Ziel ist es, die emotionalen Auswirkungen der Situation zu entschärfen.

Integration neuer Erfahrungen:

  • Die neue Version der Erinnerung wird reflektiert und in das Selbstbild des Klienten integriert.
  • Der Therapeut unterstützt den Klienten dabei, die Erkenntnisse in den Alltag zu übertragen.

Für welche Probleme ist Imagery Rescripting geeignet?

Imagery Rescripting wird bei einer Vielzahl von psychischen Störungen und Herausforderungen eingesetzt:

  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen durch emotionale Neugestaltung.
  • Angststörungen: Unterstützung bei der Veränderung von angstbesetzten Erinnerungen oder Vorstellungen.
  • Depressionen: Reduktion von Schuld- und Schamgefühlen durch positive Neugestaltung belastender Erinnerungen.
  • Persönlichkeitsstörungen: Insbesondere bei Borderline- oder narzisstischen Störungen, um prägende Erfahrungen neu zu bewerten.
  • Essstörungen: Arbeit an negativen Selbstbildern und belastenden Erfahrungen aus der Kindheit.
  • Chronische Scham und Schuld: Veränderung von Erinnerungen, die mit diesen Gefühlen verbunden sind.

Techniken des Imagery Rescripting

Die Arbeit mit Imagery Rescripting umfasst verschiedene Techniken, darunter:

  • Innerer Dialog: Der Klient spricht in der Vorstellung mit der jüngeren Version seiner selbst, um Unterstützung und Trost zu geben.
  • Szenenveränderung: Der Klient verändert aktiv die Vorstellung der belastenden Szene, beispielsweise durch das Hinzufügen eines positiven Ausgangs.
  • Externe Unterstützung: Der Klient stellt sich vor, dass eine schützende Person eingreift und die Situation verbessert.
  • Selbstwirksamkeit stärken: Der Klient wird angeleitet, in der Vorstellung selbst zu handeln, um die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen.
  • Ressourcenaktivierung: Positive Erinnerungen oder Erfahrungen werden eingebunden, um den Klienten zu stärken.

Vorteile von Imagery Rescripting

  • Emotionale Entlastung: Belastende Erinnerungen verlieren an Intensität und beeinträchtigen den Alltag weniger.
  • Stärkung des Selbstwerts: Durch die aktive Neugestaltung erlebt der Klient mehr Kontrolle und Selbstwirksamkeit.
  • Flexibilität: Die Methode kann individuell angepasst und mit anderen therapeutischen Ansätzen kombiniert werden.
  • Sanfter Ansatz: IR ermöglicht die Bearbeitung traumatischer Erlebnisse, ohne diese vollständig erneut durchleben zu müssen.
  • Langfristige Wirkung: Die neu gestalteten Erinnerungen fördern positive Veränderungen im Denken und Verhalten.

Fazit

Imagery Rescripting ist eine wirkungsvolle und kreative Methode, um belastende Erinnerungen neu zu gestalten und deren emotionale Auswirkungen zu reduzieren. Mit ihrem Fokus auf die Vorstellungskraft und emotionale Neugestaltung bietet sie eine sanfte und effektive Möglichkeit, alte Wunden zu heilen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Ob bei Traumata, Angststörungen oder negativen Selbstbildern – Imagery Rescripting unterstützt Klienten dabei, innere Blockaden zu lösen und ein positiveres Selbstbild zu entwickeln. Die Methode ist flexibel, individuell anpassbar und eine wertvolle Ergänzung in der modernen Psychotherapie.

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